28. January 2013 Reaktion & Eberhard Schneidenbach

"Verharren wir im stillen Gedenken!"

Quelle: Stihl024 / pixelio.de

Quelle: Stihl024 / pixelio.de

An dieser Stelle dokumentieren wir die Rede von Eberhard Schneidenbach anlässlich des Internationalen Gedenktages für die Holocaust-Opfer.

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Werte Bürgerinnen und Bürger!
Liebe Freunde!

In der Proklamation des Bundespräsidenten Roman Herzog vom 03. Januar 1996 heist es unter anderem:

„1995 jährte sich zum 5o. Mal das Ende des 2. Weltkrieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In diesem Jahr haben wir uns in besonderer Weise der Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns und des Völkermordes erinnert und der Millionen Menschen gedacht, die entrechtet, verfolgt, gequält oder ermordet wurden.

Symbolhaft für diesen Terror steht das Konzentrationslager Auschwitz – Birkenau, das am 27. Januar 1945 befreit wurde.

Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftigen Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken. Ich erkläre den 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.“

Soweit das Bundesgesetzblatt 1996 Teil 1 Seite 17.

Übrigens, erklärten 2005 die Vereinten Nationen den 27. Januar zum Internationalen Holocaust-Gedenktag.
 
Einige Gedanken zur Geschichte: Mit der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 und dem Brand des Berliner Reichstagsgebäudes im Februar 1933 nahm die unselige deutsche Geschichte ihren Lauf.

Das menschenverachtende und barbarische System hat in den 12 Jahren seiner Herrschaft den europäischen Kontinent in einen Dschungel verwandelt,

  • wo Verbrechen als Heldentaten,
  • Grausamkeit als Mut,
  • Käuflichkeit als Tugend und
  • Rohheiten als Kultur galten.

Noch nie zuvor war die Menschheit dem Untergang so nahe gewesen.

Wer sich widersetzte war ein Volksverräter, ein ehrloser Mensch, kam in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Dachau, Maidaneck, Sachsenhausen, Buchenwald oder in andere KZ’ s der 28 Hauptlager oder in eines der 2000 Außenlager. Jüdische Menschen und Osteuropäer galten als Untermenschen und Gegner des  Faschismus standen auf den Vernichtungslisten. Die Häftlinge der KZ’s wurden als billige Arbeitskräfte für die Rüstungsbetriebe genutzt und schonungslos ausgebeutet. Wer nicht mehr arbeitsfähig war kam in die Gaskammer. Es stockt einem der Atem, mit welcher mörderischen Perfektion diese Tötungsfabriken betrieben wurden. Auch in unserem Kreis Borna gab es ein Außenlager von Buchenwald, im „Großem Fürstenholz“ in Flößberg.

Dieses Lager wurde im November 1944 errichtet und bestand aus 10 – 14 Häftlingsbaracken, mehrere Bewacher- und Arbeitsgebäude.

Als Erbauer waren, die Häftlinge selbst tätig. Sie waren in der Zeit des erbauen im Saal des Gasthofs Flößberg untergebracht. Sie liefen bei jedem Wetter 2-mal durchs Dorf zur Arbeit, in ihrer dünnen und schlechten Häftlingsbekleidung und das klappern der  Holzschuhe dröhnte ihnen nach. Keiner hat sie gesehen, keiner hat sie gehört!

Mehr als 1900 Häftlinge, zumeist  ungarische und polnische Juden, zwangsverpflichtete Franzosen, Belgier und Holländer durchliefen bis Mitte April 1945 das Lager und mussten unvorstellbar schwer arbeiten. Das Lager entstand infolge der zunehmenden Luftangriffe auf das Leipziger HASAG – Werk.                   
In dieser Außenstelle des HASAG - Werkes wurden unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen Panzerfäuste hergestellt. Nachweislich kamen in Lager  235 Menschen um. Eine Vielzahl wurde nach Buchenwald, oder ins Krematorium des Südfriedhofes in Leipzig, zur Einäscherung gebracht, oder im „Großem Fürstenholz“ Flößberg, verscharrt. Am 12. April 1945 wurden die 1144 verbliebenen Häftlinge in Begleitung der SS-Wachmannschaft mit Bahntransporten „evakuiert“. Es dauerte einige Zeit, bis die Aufmerksamkeit der US-Armee auf das geräumte Außenlager bei Flößberg fiel. Erst in den letzten Apriltagen 1945 wurden Massengräber entdeckt.

Durch die amerikanische Militärregierung wurde die Öffnung der Massengräber und die Exhumierung der Leichen angeordnet. Am 30. April 1945 wurden 98 geborgene Opfer hier in der Lobstädter Straße in einer Öffentlichen Trauerfeier bestattet. In den folgenden Wochen wurden weitere Massengräber im „Großen Fürstenholz“ in Flößberg entdeckt. Damals wurde entschieden, die 38 Opfer, in Einzelgräber im Flößberger Wald neu bestattet. So entstand der „Flößberger Friedhof“ im Frühsommer 1945. Die Opfer fanden somit ihre letzte Ruhestätte.

In den vergangenen 68 Jahren begann eine wechselvolle Geschichte des Friedhofes im Flößberger Wald. Die 38 Einzelgräber wurden eingeebnet und verschwanden unter einer Rasendecke. Der Friedhof verfiel immer mehr und eine Umbettung stand bis November 2010 ins Haus. Die Geschichtswerkstatt „Flößberg Gedenkt“, anrangierte sich für die Erhaltung des Friedhofs im „Großem Fürstenholz“ in Flößberg und fand viele Partner, so u.a. den Pfarrer Dietze in Ruhe.

Ein „Runder Tisch“ wurde gebildet. Zwischenzeitlich wurde ein Beirat der Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. gegründet. Mit der Neugestaltung der Gedenkstätte wurde unter Verantwortung der Stadt Frohburg begonnen, unter Einbeziehung der Jüdischen Gemeinde. Zur gleichen Stunde findet im
„Großem Fürstenholz“ in Flößberg eine Gedenkstunde statt, dem Ausgangspunkt für diesen Ehrenhain hier, in der Lobstädter Straße.


Wir wollen all der Menschen gedenken, die ihr Leben geben mussten. Es darf sich niemals mehr derartiges wiederholen.


Verharren wir im stillen Gedenken!

Kategorien: Antifaschismus, Antirassismus, Bundespolitik, Frieden, Grund- und Freiheitsrechte, Landkreis, DIE LINKE., Internationales

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