27. September 2011 Kerstin Köditz

Verein „Gedächtnisstätte“ wechselt Domizil: Von Borna nach Thüringen

Der geschichtsrevisionistische Verein „Gedächtnisstätte“, der einige Jahre in Borna ansässig war, hat offenbar eine neue Bleibe gefunden. Nachdem das Anwesen in der Röthaer Straße der offiziellen Inhaberin Gisela Limmer abgekauft worden war, hatte die Gruppe um den Landschaftsarchitekten Wolfram Schiedewitz (Seevetal) längere Zeit nach Ersatz gesucht. Fündig geworden ist sie jetzt im thüringischen Guthmannshausen, wo über eine Strohfrau aus Hessen für mehrere hunderttausend Euro der Herrensitz auf dem ehemaligen Rittergut erworben worden ist.

Zuletzt war dieses Anwesen als landwirtschaftliche Landesschule genutzt worden. Verkäufer ist pikanterweise eine Einrichtung des Freistaates Thüringen, das Thüringer Liegenschaftsmanagement. Den vorliegenden Informationen nach erfolgte der Verkauf bereits im Frühjahr 2011.
In Borna hatte sich der Verein angesichts massiver Proteste immer wieder gegen den Vorwurf gewehrt, Bestandteil der extremen Rechten zu sein. Nachdem der damalige Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) solche Verbindungen zunächst abgestritten hatte, musste er seine Einschätzung nach den Recherchen der LINKEN ändern, die durch zahlreiche Dokumente nachgewiesen hatte, dass der Verein „Gedächtnisstätte e.V.“ sowohl personell wie auch ideologisch faktisch eine Nebenorganistion des Vereins „Collegium Humanum“ ist. Das „Collegium Humanum“ um seine umtriebige langjährige Leiterin Ursula Haverbeck-Wetzel ist inzwischen vom Bundesinnenminister als verfassungsfeindlich verboten worden.

Dass sich der Verein „Gedächtnisstätte e.V.“ seither nicht geändert hat, ist einem Rundschreiben des Vorsitzenden Schiedewitz zu entnehmen, in dem über die Notwendigkeit der „Erneuerung und Wiederbelebung unserer ureigenen Wertvorstellungen, zu denen vieles in unserer heutigen materialisierten, egalisierenden Umwelt nicht passen will.“ Die merke man auch durch die „unverantwortliche Überfremdung der Völker Europas“. Und wörtlich als Schlussfolgerung: „Unsere Väter und Großväter sind dafür nicht in den Kampf gezogen und haben ihr Leben hingegeben. Die großen Opfer der Generationen des 20. Jahrhunderts dürfen nicht umsonst gewesen sein.“ Dazu müsse man besonders die Jugend gewinnen. Der „Schlesischen Jugend“, die vom thüringischen Verfassungsschutz beobachtet wird und von deren Bundesgruppe sogar die Landesmannschaft Schlesien sich wegen deren Rechtslastigkeit getrennt hat, wird eine „Heimstatt ohne Zwang“ angeboten.
Ein erstes Veranstaltungswochenende fand bereits am 17./18. September statt. Dort referierte neben Schiedewitz auch Ursula Haverbeck („Die Vertragsbrüche der Bundesregierung“). Als der Verein noch in Borna saß, betonten seine Vertreter immer wieder, Haverbeck spiele keine Rolle mehr in dem von ihr gegründeten Verein. Das nächste Treffen im größeren Rahmen soll Mitte Oktober in Guthmannshausen stattfinden.

Der Vorgang wird nunmehr auch parlamentarische Konsequenzen haben. Sowohl die thüringische Landtagsabgeordnete der LINKEN Martina Renner als auch Kerstin Köditz (Grimma) sind bereits über Kleine Anfragen aktiv geworden. Während Renner besonders daran interessiert ist, ob denn in diesem Fall eine Rücktrittsklausel im Vertrag enthalten sei, zu dem der Freistaat Thüringen in einem Faltblatt privaten Verkäufern und Kommunen rät, will Köditz wissen, was denn das CDU-geführte Innenministerium unternommen hat, um andere Bundesländer und Kommunen in Sachsen vor Versuchen der Ansiedlung des Vereins zu warnen.

Kategorien: Antifaschismus, Antirassismus, Landkreis, DIE LINKE.

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