02. November 2009 Harry Eichhorn

"Notwendiger Geschichtsarbeitung schlechten Dienst erwiesen"

„Uns als LINKER ist weder an DDR-Nostalgie noch an Geschichtsklitterung gelegen, gerade deshalb bedauern wir, dass nicht zuletzt durch die Einseitigkeit der Veranstaltung des Geschichts- und Altstadtvereins Wurzen zur Friedlichen Revolution 1989 einer Geschichtsklitterung Vorschub geleistet wird“, fasst der Naunhofer Harry Eichhorn, in der Wendezeit kurze Zeit Bürgermeister seiner Stadt, die Kritik seiner Partei zusammen.

„Wenn der heutige Grünen-Kreisrat Lutz Otto selbstkritisch einschätzt, die Reformer hätten damals unprofessionell agiert, kann man dieses Urteil auch auf die aktuelle Veranstaltung übertragen.“ Die LINKE bedaure dies umso mehr, da sie der Überzeugung sei, dass es sich tatsächlich um ein epochales Ereignis handele, mit dem der Zusammenbruch des gesamten so genannten „realsozialistischen Lagers“ eingeleitet worden sei.

„Gerade deshalb hätten wir uns eine Veranstaltung gewünscht, mit der nicht neue Mythen produziert werden“, moniert Eichhorn. „Sollte Herr Otto wirklich davon überzeugt sein, dass die SED-Vertreter an den Runden Tischen teilweise mit der Waffe im Sakko gesessen haben, dann möge er Ross und Reiter nennen. Kann er das nicht, dann möge er künftig nur über das reden, was er wirklich weiß.“ Er selbst sei Teilnehmer am Runden Tisch gewesen und habe keine Kenntnis von solchen Verhaltensweisen.

Pikiert zeigt sich auch die Grimmaer Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz. „Vom wissenschaftlichen Anspruch, dass man immer auch die andere Seite hören möge, war nichts zu hören. Ehemalige Bürgerrechtler haben ausschließlich ihre Sicht der Dinge dargestellt, assistiert von Mitgliedern ehemaliger Blockflötenparteien, deren Rolle offenbar ebenfalls ausgeblendet wurde“, fasst Köditz ihre Sicht der Dinge zusammen. Besonders empören sie die Aussagen von Tobias Hollitzer, dem Leiter der Runden Ecke Leipzig. „Man muss nicht einmal bösen Willen haben, um aus seinen Worten, dass die Täter in Rumänien erschossen worden seien, ein gewisses Bedauern heraus zu hören, dass das bei uns nicht so war. Dafür mag ihm der Beifall der Anwesenden sicher gewesen sein, einer sachgerechten Aufarbeitung der Komplexe Widerstand, Schuld und Verstrickung dient es sicherlich nicht.“ Ihrer Meinung nach sei es sehr zu wünschen, dass weitere Veranstaltungen zur Thematik organisiert würden, die ein differenzierteres Bild zeichnen. „Wenn wir uns heute berechtigt darüber freuen, dass die Revolution friedlich geblieben ist, dann sollten wir nicht vergessen, dass dies auch vernünftigen Funktionären der SED zu verdanken ist.“ Ihre Rolle zu unterschlagen, sei pure Ideologie und diene nicht der angebrachten Würdigung des Ereignisses.

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