07. May 2012 Redaktion

Landratswahl im Altenburger Land: Haarscharf und spannend bis zur letzten Minute

Vor der Entscheidung: Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den KandatInnen

Vor der Entscheidung: Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den KandatInnen

Bis zur letzten Minute blieb die Stichwahl zur Landratswahl im Altenburger Land spannend. Die WählerInnen konnten sich in der Stichwahl zwischen dem parteilosen Amtsinhaber Sieghardt Rydzewski und der linken Kandidatin Michaele Sojka. Auch VertreterInnen des Kreisverbandes Westsachsen waren an diesem Abend nach Altenburg gereist, um die Auszählung vor Ort zu verfolgen.

Gegen 18.00 füllte sich der kleine Pub am Fuße des Altenburger Schlosses langsam. Hierher hatte die linke Kandidatin Michaele Sojka geladen, um mit ihren UnterstützerInnen auf die Ergebnisse der Landratswahlen zu warten. Und viele waren gekommen: Nicht nur die Wahlkämpfenden aus dem Altenburger Land, auch Linke aus den Nachbarkreisverbänden, aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen waren zu Gast. Und auch eine Abordnung der Piraten, die die Kandidatin bei ihrem Wahlkampf unterstützt hatten.

Als die ersten fünf der insgesamt 212 Wahllokale ausgezählt waren, lag Sojka plötzlich vorn. Der erste Jubel brandete auf, könnte es vielleicht tatsächlich klappen? 

Kurze Rückblende: Vor fast einem Jahr starteten die Altenburger ihren Wahlkampf, mit einigem Optimismus hatten sie sich ihre Ziele gesteckt. Man wollte zumindest die Stichwahl erreichen und mit einem guten Ergebnis abschließen. So richtig glaubte damals noch niemand, wie knapp es am Ende werden sollte. Unterstützung holte man sich dafür auch aus Westsachsen, wo es 2009 gelungen war, die erste Oberbürgermeisterin der Linken in der Bundesrepublik ins Amt zu bringen. Die Wahlkampagne von damals wurde analysiert, Teile davon für die eigene übernommen, ortsspezifisch ergänzt. Auch der neue Webauftritt und die Pressearbeit der Kandidatin wurden aus Westsachsen unterstützt. Was folgte, war ein Kraft anstrengender Wahlkampf, der bis an die Grenzen des leistbaren ging. Unzählige Flyer wurden gesteckt, Plakate gehängt, Streuartikel gestaltet und verteilt, Bürgerdialoge geführt. Alles mit dem Ziel, zunächst am 22. April 2012 die Stichwahl zu erreichen. Mit 10.332 Stimmen und damit über 30% der abgegebenen Stimmen sollte dieses Ziel auch erreicht werden. 

Inzwischen hat sich das Bild gedreht: Immer mehr Wahllokale sind ausgezählt und insbesondere im Raum Schmölln, der Heimat des Amtsinhabers, konnte dieser sich klar in der Stichwahl durchsetzen. Mittlerweile ist der Abstand zwischen ihm und Sojka auf gut 10% angewachsen. Doch Altenburg hatte noch keine Ergebnisse übermittelt. Hier wurde zunächst die Bürgermeisterwahl ausgezählt. Und genau hier hatte DIE LINKE im ersten Wahlgang mit einigem Abstand vor dem Amtsinhaber gelegen.

Die Ergebnisse der anderen Thüringer Kommunalwahlen dringen in den kleinen Pub vor: In sieben kommunalen Stichwahlen standen linke BewerberInnen, in sechs davon haben sie sich jetzt schon klar durchgesetzt. Damit hatte die Partei in Thüringen ihr erstes Wahlziel tatsächlich erreichen können: Man wollte zum ersten Mal ein Landratsamt erobern. Mit Petra Enders im Ilmkreis und Birgit Keller in Nordhausen war dieses Ziel nun erreicht. In Altenburg hieß es jedoch zunächst: weiter warten. 

Als die ersten Ergebnisse aus Altenburg einlaufen, schmilzt der Abstand schließlich dahin: aus zehn werden vier, dann zwei Prozent, dann weniger als einer. Als nur noch fünf Wahllokale ausstehen, liegt Michaele Sojka nur noch 202 Stimmen hinten, um kurz nach um sieben erreicht sie die 50 %. Nur noch acht Stimmen trennen sie von Rydzewski, ein Wahllokal hat noch nicht ausgezählt. Es ist das Wahllokal Lerchenberg. In Altenburg. Das Zünglein an der Waage. Spätestens jetzt ist die Anspannung im Raum greifbar. Ständig wird der Bildschirm aktualisiert, auf dem die aktuellen Ergebnisse angezeigt werden. 

Und dann: ein letztes Mal aktualisierte sich der Bildschirm, ein Moment der Stille und dann nur noch Jubel. Michaele Sojka hatte es geschafft. Mit 50,2% der Stimmen und einem Vorsprung von 105 Stimmen setzte sie sich in der Stichwahl gegen den Amtsinhaber Sieghardt Rydzewski durch. In allen sieben Stichwahlen hatten die linken BewerberInnen siegen können. Und Sojka, sichtlich bewegt und überglücklich, blieb nur noch, die vielen Glückwünsche entgegenzunehmen und die unzähligen Presseanfragen zu beantworten, die über ihr nun ständig klingelndes Telefon hereinkamen. Bis tief in die Nacht wurde nun am Fuße des Altenburger Schlosses gefeiert.

Uns bleibt an dieser Stelle nur noch, Michaele und den GenossInnen im Altenburger Land für ihren engagierten Wahlkampf und diesen fulminanten Wahlsieg zu gratulieren und viel Kraft, Erfolg und das Quäntchen Glück, das man dazu braucht, für die kommenden sechs Jahre im Landratsamt zu wünschen. Wir sind uns sicher, Ihr werdet das schaffen, schließlich habt Ihr schon diesen Wahlkampf geschafft.

Kategorien: DIE LINKE., Wahlen, Kommunalpolitik

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