29. September 2011 Daniel Knorr

Knorr: Offener Vollzug kein Schlaraffenland – Werner verklärt Arbeit des Prisma e.V.

Zu den jüngsten Äußerungen des Bornaer Ex-Bürgermeisters, Lutz-Egmont Werner, dass der Verein Prisma mit seinem Projekt „Strafvollzug in freien Formen“ am Bockwitzer See den inhaftierten Jugendlichen „als Lohn für ihre zurückliegende schwere Arbeit, ein Schlaraffenland“ böte, erklärt Daniel Knorr, Mitglied des Bornaer Stadtrates und Kreisgeschäftsführer der Partei DIE LINKE.Westsachsen:

„Die Äußerungen Herrn Werners enttäuschen mich nicht nur, sie schockieren mich regelrecht. Von einem Menschen mit seiner Lebenserfahrung hätte ich erwartet, dass er besonnen und respektvoll mit den schwierigen Themen ‚Kriminalität’, ‚Freiheitsentzug’ oder ‚Resozialisierung’ umgeht. Dass er aber nun dem Prisma-Verein unterstellt, dieser wolle ein Schlaraffenland für delinquente Jugendliche eröffnen, lässt sich auch mit größter Toleranz nicht mehr dulden.“

Nach dem Kenntnisstand des Stadtrates beschäftigen sich weder die Stadtverwaltung noch die Gremien des Stadtrates mit dem Thema, weil weder Handlungsbedarf bestünde, noch Anträge zur Ansiedlung des Prisma Vereins am Bockwitzer See vorlägen.

„Aber für substanzlose und vor Populismus triefende Behauptungen war Herr Werner zumindest in der Vergangenheit bekannt, was letztendlich durch den Wähler auch entsprechend honoriert wurde und daran hat sich offensichtlich auch nichts geändert“, so Knorr, der sich selbst intensiv mit dem Verein und dem geplanten Projekt auseinander gesetzt und sogar das baden-württembergische Vorzeigemodell Seehaus Leonberg besucht hat, deutet die Äußerungen des ehemaligen Stadtoberhaupts als „offensichtliche Ahnungslosigkeit, Populismus und Streitsucht“.

„Ein offener Strafvollzug ist einer erfolgreichen Resozialisierung weitaus dienlicher, als die geschlossene Unterbringung. Der Vollzug in freien Formen, wie er vom Prisma-Verein angedacht ist, ist einem Leben in Freiheit und damit den Regeln für ein friedliches Zusammenleben sehr viel näher, was die Chance auf erfolgreiche Resozialisierung erhöht und die Rückfallquote nachweisbar senkt. Er stellt, allein mit Blick auf die 24-stündige Überwachung der Gefangenen, allerdings eine weitaus schärfere Form des Strafvollzugs dar. Das Jugendstrafvollzugsgesetz schreibt zudem vor, dass andere als die geschlossenen Vollzugsformen lediglich für Personen ohne Fluchtgefahr vorgesehen sind. Sollten die Gefangenen die besonderen Umstände missbrauchen, kehren sie unmittelbar in den geschlossenen Vollzug zurück. Auch Wiederholungstäter kommen nicht einfach so in den offenen oder freien Vollzug.

Herrn Werner sei also gesagt, dass im Schlaraffenland weder ständige Kontrolle, noch Vollzugspläne und ständiger Freiheitsentzug eine Rolle spielen. Dass er außerdem von ‚schwerkriminellen’ Jugendlichen spricht, beweist letztlich, dass er sich zu keinem Zeitpunkt ernsthaft mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Es ist nicht vorgesehen, dass brutale Gewaltverbrecher und Mörder die besonderen Haftformen des Projekts genießen sollen. Vielmehr soll gescheiterten Jugendlichen ein Warnschuss vor den Bug gesetzt werden. Wenn dieses Projekt hilft, auch nur einen Menschen zu schützen, weil ein junger Straftäter eine Chance bekommt und ernst genommen wird, dann lohnt es sich. Für Borna und die Region wäre dies ein Aushängeschild für modernen Strafvollzug, Nächstenliebe und gesamtgesellschaftliche Verantwortung.

Das Modell des bloßen Wegschließens verdrängt die wirklichen Probleme und ist längst überholt. Einem Menschen wie Lutz-Egmont Werner, dem die christlichen Werte nahe liegen und bekannt sein sollten, sollten beim Studium des Prisma-Konzepts vielmehr Freudentränen in die Augen schießen.“

Nachdem der Start des Projektes vor wenigen Tagen in Großpösna erfolgte, können sich Interessierte nach Angaben des Vereins, direkt beim Prisma e.V. melden und vor Ort ein konkretes Bild der Maßnahmen machen.

Kategorien: Grund- und Freiheitsrechte, Landkreis, DIE LINKE., Sachsen, Pressemitteilungen

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