17. March 2011 Frank Feldmann

Kernenergie für den Menschen unbeherrschbar

Quelle: Henning Raab / pixelio.de

Quelle: Henning Raab / pixelio.de

Vor dem Hintergrund der Atomkatastrophe in Japan und dem deshalb durch die Bundesregierung verkündeten Moratorium zur Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke in Deutschland erklärt Frank Feldmann, Sprecher für alternative Energieformen im Kreisvorstand von DIE LINKE. Westsachsen:

„Ich weiß, ich kann im Namen des gesamten Kreisverbandes der LINKEN sprechen, wenn ich den Menschen in Japan unser tiefstes Mitgefühl ausspreche. Nach dem extremen Erdbeben und dem schrecklichen Tsunami ist das Leid, das über die Menschen in Japan gekommen ist, mit alltäglichen Maßstäben nicht mehr zu beschreiben. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und deren Angehörigen.

Dass Japan nun in Folge dieser zerstörerischen Naturereignisse von einer nuklearen Katastrophe bedroht ist, ist ein weiterer Schlag für ein danieder liegendes Land. Die nukleare Gefahr ist jedoch nur zum Teil Schicksalsschlag, zum weitaus größeren Teil die Folge menschlicher Fehlentscheidungen. Im Vertrauen auf die technischen Fähigkeiten und die Beherrschbarkeit der Nukleartechnologie hat man mit höchsten Sicherheitsstandards im seismologisch stark gefährdeten Japan die Energieversorgung des Landes durch den Bau von Atomkraftwerken auf die Kernenergie gestützt. Doch auch bei der besten Risikoplanung zeigt sich nun auf erschreckende Weise wieder einmal: Alle Risiken vorherzusehen und auszuschließen ist nicht möglich. So bleibt die Kernenergie für den Menschen unbeherrschbar.

Das nunmehr verkündete Moratorium zur Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken in Deutschland erscheint mir vor diesem Hintergrund wie Hohn: Seit dem Beschluss der Laufzeitverlängerungen für AKWs in Deutschland ist nicht ein einziges neues Argument gegen die Nutzung der Kernenergie hinzugekommen. Alle Mahnungen der Anti-Atom-Bewegung lagen vor der Entscheidung bereits auf dem Tisch. Dass diese Argumente durch die schwarz-gelbe Bundesregierung erst im Angesicht einer solchen Katastrophe Ernst genommen werden, hat einen bitteren Beigeschmack: Offensichtlich musste erst Unmögliches Realität werden, bevor der scheinbar unbändige Glaube in die Technik erschüttert werden konnte. Jedoch war es keine Bestimmung, dass dieses unmöglich Geglaubte in Fukushima und eben nicht in Brunsbüttel oder Krümmel eintrat.

Ein dreimonatiges Moratorium jedoch kann nicht die Lösung sein. Es muss wieder ein klares Bekenntnis geben zum Ausstieg aus der Kernenergie. Und dieser Ausstieg muss schnellstmöglich erfolgen.

Allerdings kann ein Ausstieg aus der Kernenergie nicht bedeuten, die Energieerzeugung in Deutschland wieder vermehrt auf fossile Energieträger zu stützten. Ein Nein zur Kernenergie ist kein Ja zu einer stärkeren Stein- oder Braunkohleverstromung. Angesichts der aktuellen Diskussion zur geplanten Ausweitung der Braunkohleförderung im Tagebau Vereinigtes Schleenhain und der damit verbundenen Abbaggerung von Kieritzsch, muss klargestellt werden, dass ein langfristiges Festhalten an der Braunkohleverstromung ein Irrweg ist. Im Interesse von ökologischen Gesichtspunkten und zukünftiger Generation kann die Zukunft der Energiegewinnung nur im massiven Ausbau Erneuerbarer Energien und dem schrittweisen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bis 2040 liegen. Dazu müssen auch die vier großen Energiekonzerne ihren Teil beitragen, indem sie Teile ihrer Milliardengewinne für Forschung und Entwicklung abführen. In Ausbau und Erforschung alternativer Energieformen und in den Ausbau der Netzinfrastruktur müssen alle Kraftanstrengungen gelegt werden.“

Kategorien: Bundespolitik, Ökologie, Landkreis

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