19. May 2011 Harry Eichhorn

Eichhorn: „Vernunft statt Verleumdung“

Klassenzimmer - Manfred Jahreis / pixelio.de

Quelle: Manfred Jahreis / pixelio.de

Zur aktuellen Debatte im die Einrichtung eines privaten Gymnasiums in Naunhof erklärt der Sprecher für Schule und Bildung des Kreisvorstandes von DIE LINKE Westsachsen, Harry Eichhorn: "Richtig ist, dass die Ausgestaltung der Schullandschaft in unserer Region die Gemüter bewegt und zu heftigen Debatten führt. Im Mittelpunkt steht dabei ohne Zweifel der Erhalt bestehender Einrichtungen, sind doch Eltern, Lehrer und Kommunalpolitiker an wohnortnahen Schulen mit überzeugenden pädagogischen Konzepten interessiert.

Deshalb ist die Verteidigung von Schulstandorten, die von Schließung bedroht sind, wie in Kühren oder Mutzschen, nicht Ausdruck kommunaler Rechthaberei, sondern es handelt sich um ein Stück Verteidigung kommunaler Lebensqualität im Interesse der Kinder. Deshalb führt die bedenkenlose Zulassung anderer Schularten, die lediglich als Ersatzschulen dienen, die überdies noch Schulgeld kosten, zu einem ungesunden Verdrängungswettbewerb und gehen zu Lasten einer vernünftigen Schulnetzplanung. Umso kritischer ist der Beitrag der Kreisrätin Schlange zu beurteilen.

In ihrer Stellungnahme (LVZ vom 17.05.2011) beschuldigt die Kreisrätin die Grimmaer Stadträte, die Einrichtung eines freien Gymnasiums in Naunhof zu hintertreiben, eine unerträgliche Kirchturmpolitik zu betreiben und Entscheidungen auf der Grundlage kommunaler Egoismen zu treffen. Zudem unterstellt sie dem Kultusministerium Engstirnigkeit und fordert den Sächsischen Städte- und Gemeindetag auf, eine Grundsatzdiskussion dazu zu führen.

Dabei übersieht sie, dass diese Debatte, trotz der verspäteten Einlassungen der Kreisrätin, schon längst geführt wird. Wie soll man es sonst verstehen, wenn in Naunhof ein freies Gymnasium entstehen soll, obwohl die Voraussetzungen und Notwendigkeiten denkbar ungünstig sind. Im Umkreis der Stadt befinden sich erfolgreich arbeitende Gymnasien, darunter auch das freie Gymnasium Borsdorf, die verkehrsmäßig günstig erreichbar sind. Die Stadt Naunhof muss über vier Jahre mehr als 500 000 Euro Anschubfinanzierung aus kommunalen Mitteln bereit stellen und mehrere Millionen Euro für einen Schulneubau investieren. Den Grund für die Einrichtung eines überflüssigen Gymnasiums sehen wir tatsächlich im kommunalen Egoismus, den die Kreisrätin anderen vorwirft, dem sie aber selber in ihrer Stellungnahme Vorschub leistet. Selbst das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten geht davon aus, dass die geforderte Dreizügigkeit eines Gymnasiums in Naunhof nicht erreicht werden kann.

Wir meinen, dass von einem Kirchturm aus durchaus gute regionale Politik betrieben werden kann, wenn man seinen gesunden Menschenverstand ungetrübt und vernünftig einsetzt. Nichts anderes haben die Grimmaer Stadträte getan, denn niemand wird ernsthaft annehmen, dass die Einrichtung eines Gymnasiums in Naunhof, die Existenz des Sankt Augustin in Grimma gefährdet.

Übrigens: Es gibt noch viele andere Gründe der Frau Schlange zu widersprechen. Eine unkontrollierte Zulassung von anderen Schularten führt zu einem ungehemmten Flickenteppich von Schulen mit unterschiedlicher Ausprägung, zu sozialer Ausgrenzung von Schülern und auch zur Schaffung prekärer Arbeitsverhältnisse im Bildungs-und Erziehungsbereich. Diese negative Entwicklung, begünstigt durch den Bildungsförderalismus in Deutschland, steht gegenwärtig ja im Zentrum heftiger Kritik von Lehrern, Eltern und Politikern. Deshalb sollten wir diese Entwicklung nicht noch begünstigen, indem wir dem Wunsch jedes Lokalpolitikers nach seiner eigenen Schule nachkommen."

Kategorien: Pressemitteilungen, Bildung, Landkreis

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